So beschleunigt Erdgas den Weg zu Wasserstoff

So beschleunigt Erdgas den Weg zu Wasserstoff

Es gibt keinen einheitlichen Weg zur Dekarbonisierung, und der Begriff „Energiewende“ verdeutlicht, dass der Fortschritt Schritt für Schritt erfolgt.

Um der zunehmenden Forderung nach Treibhausgasreduzierung gerecht zu werden, setzen Unternehmen auf klimafreundlichen Wasserstoff als flexible, unbegrenzt erneuerbare Energiequelle.

Wasserstoff gewinnt aufgrund seiner hohen Flexibilität hinsichtlich seiner Entstehung und Verwendung zunehmend an Bedeutung. Er kann nicht nur aus traditionellen Kohlenwasserstoffquellen wie Öl, Gas oder Kohle gewonnen werden, sondern auch aus erneuerbarem Wind- und Solarstrom durch ein Verfahren namens Elektrolyse hergestellt werden.

Die verschiedenen Arten der Wasserstoffherstellung und das damit verbundene Emissionsprofil bei der Produktion werden sprachlich mit Farben bezeichnet. So wird beispielsweise erneuerbarer Wasserstoff oder „grüner H2“ aus rein erneuerbaren Quellen ohne Emissionen gewonnen, während „grauer Wasserstoff“ aus kohlenstoffbasierten Quellen gewonnen wird, deren Emissionen in die Atmosphäre abgegeben werden. Dekarbonisierte Quellen oder „blauer H2“ werden ebenfalls aus Kohlenwasserstoffen – meist aus sauberem Erdgas – gewonnen, haben aber den Vorteil der Kohlenstoffabscheidung, die verhindert, dass die Emissionen in die Atmosphäre gelangen.

Trotz der jüngsten Preisschwankungen ist die Erdgasinfrastruktur ein Beschleuniger für die Wasserstoffwirtschaft. Da ausreichend natürliche Ressourcen  vorhanden sind, besteht die Möglichkeit, Gasmoleküle in Wasserstoff umzuwandeln, und zwar dort, wo er gebraucht wird.

Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen ist unter dem Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit als vorrangig anzusehen, da kein Kohlenstoff in die Energieversorgung gelangt. Die Infrastruktur, die für die Gewinnung von Wasserstoff aus grünen Quellen erforderlich ist, ist einfach noch nicht vorhanden und wird auch noch länger auf sich warten lassen. Das Warten auf diese Infrastruktur wird die Erfüllung der Netto-Null-Dekarbonisierungsziele weiter behindern.

Andererseits ist die bestehende Erdgasinfrastruktur sehr umfassend und bietet eine schnelle und sichere Möglichkeit, Erfahrungen hinsichtlich der Verwendung von Wasserstoff in einer Vielzahl von Anwendungen zu sammeln.

Allein in den Vereinigten Staaten existieren mehr als 4,8 Millionen Kilometer Erdgaspipelines und mehrere Millionen weitere weltweit. Trotz der jüngsten Preisschwankungen ist die Erdgasinfrastruktur ein Beschleuniger für die Wasserstoffwirtschaft. Da ausreichend natürliche Ressourcen vorhanden sind, besteht die Möglichkeit, Gasmoleküle in Wasserstoff umzuwandeln, und zwar dort, wo er gebraucht wird. Und im Gegensatz zu seinem grauen Pendant basiert blauer Wasserstoff, der aus Erdgas gewonnen wird, auf Verfahren zur Kohlenstoffabscheidung und dauerhaften unterirdischen Speicherung, um die Freisetzung von CO2 in die Atmosphäre zu verhindern.

Kohlenstoffabscheidung macht Erdgas sauber
Hochauflösendes Bild

Dies ist ein wichtiger Schritt für den zunehmenden Einsatz und die Akzeptanz von Wasserstoff, da sich Erdgas als eine der saubersten Formen von Kohlenwasserstoff-Energiequellen erwiesen hat. Wasserstoff auf Erdgasbasis in Verbindung mit Kohlenstoffabscheidung bietet eine enorme Chance, die Einführung von Wasserstoff weltweit kurz- und mittelfristig zu beschleunigen und langfristig auf einen wachsenden Anteil erneuerbarer oder emissionsfreier Rohstoffe umzustellen.


Erdgas-zu-Wasserstoff-Produktion verstehen


Heute wird der Großteil des in den USA und weltweit produzierten Wasserstoffs durch Dampf-Methan-Reformierung hergestellt, einem ausgereiften Produktionsprozess, bei dem Hochtemperaturdampf zur Erzeugung von Wasserstoff aus einer Methanquelle, wie z. B. Erdgas, verwendet wird. Ohne Technologie zur Emissionsabscheidung werden bei der Erdgasreformierung große Mengen an Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt. Um Wasserstoff nachhaltiger zu machen, müssen sich die Hersteller mit den Emissionen dieses Produktionsweges auseinandersetzen. Dies ist ein wichtiger Schritt für die Industrie, die heute Pläne für den Übergang zu sauberer Energie schmiedet und gleichzeitig langfristige grüne Lösungen für morgen entwickelt.

Das Dampf-Methan-Reformierungsverfahren gliedert sich in drei Phasen. Zunächst reagiert Erdgas mit Wasserdampf, Druck und einem Katalysator, wobei Wasserstoff, Kohlenmonoxid und eine geringe Menge Kohlendioxid entstehen. In der nächsten Phase, bekannt als „Wasser-Gas-Wechselreaktion“, reagieren Dampf und Kohlenmonoxid mit einem Katalysator, um Kohlendioxid und mehr Wasserstoff zu produzieren. In der letzten Phase entsteht reiner Wasserstoff durch „Druckwechseladsorption“, wobei das Kohlendioxid und andere Verunreinigungen entfernt werden. Bei der herkömmlichen, grauen Wasserstofferzeugung wird das überschüssige Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben. Bei blauem Wasserstoff hingegen wird der größte Teil der Kohlendioxidmoleküle aufgefangen und zur langfristigen Speicherung in den Untergrund zurückgeführt.

Wenn mehr Wasserstoff auf dem Markt ist, kann saubere Energie auf verschiedene Weise eingesetzt werden. Die Beimischung von erneuerbarem Wasserstoff zur Erdgasversorgung verringert die Treibhausgasemissionen insgesamt.

Tatsächlich gibt es diese Technologien für die Überbrückung hin zur künftigen Nutzung eines nachhaltigeren Wasserstoffkraftstoffs bereits. Emersons Lösungen für Dampf-Methan-Reformer (SMR) optimieren und stabilisieren den Betrieb von Reformern, um Produzenten dabei zu unterstützen, die Produktivität zu verbessern, die Variabilität zu reduzieren, den Energieverbrauch zu senken, die Emissionen zu verringern und Sicherheitsrisiken zu minimieren. Zu diesen Lösungen gehört die Installation von Micro Motion Coriolis-Messsystemen an der Brennstoff- oder Erdgaszufuhr zur Regelung des Dampf-Kohlenstoff-Verhältnisses. Diese Messsysteme gewährleisten Sicherheit, Lebensdauer des Katalysators und Energiekosten. Da Wasserstoff unter hohem Druck produziert wird, tragen die Stellventile und Regler von Emerson zur Aufrechterhaltung eines sicheren, kontrollierten Prozesses bei. Zur Steigerung der Gesamteffizienz und zur Erkennung von Lecks im System setzt Emerson auch die Druckwechseladsorptionstechnologie (PSA) ein. Diese Lösungen – in Verbindung mit anderen Emerson-Technologien wie Digitaler Zwilling, Steuerungs- und Überwachungssystemen und der Plantweb Optics Plattform – können Unternehmen bei der effizienten und sicheren Umwandlung von Erdgas in blauen Wasserstoff unterstützen.

Je mehr Wasserstoff auf dem Markt ist, umso mehr saubere Energie kann auf verschiedene Weise zum Einsatz kommen. Die Beimischung von erneuerbarem Wasserstoff zur Erdgasversorgung verringert die Treibhausgasemissionen insgesamt. Zudem bietet die Einführung von blauem Wasserstoff die Möglichkeit, wertvolle Energie- und Infrastrukturressourcen wie fossile Brennstoffreserven und Erdgaspipelines zu nutzen.


Führend in Sachen H2


Ein Unternehmen, das sich mit der Nutzung erneuerbaren Wasserstoffs befasst, ist der kanadische Energieversorger Enbridge. Mit Hilfe der Technologie von Emerson ist das Unternehmen das erste in Nordamerika, das erneuerbaren Strom zur Herstellung von emissionsfreiem Wasserstoff nutzt. In einem Pilotprogramm, das 3.500 Haushalte mit sauberer Energie versorgt, hat Enbridge auch Wasserstoff in die Erdgasinfrastruktur integriert. Dieses skalierbare Projekt ist ein Beispiel dafür, wie blauer Wasserstoff zur Schaffung lokaler, kohlenstoffarmer Volkswirtschaften und einer nachhaltigeren Energiezukunft beitragen kann.

Ein weiterer Kunde von Emerson, der die Wasserstoffwirtschaft vorantreibt, ist BayoTech mit Sitz in Albuquerque, im US-amerikanischen Bundesstaat New Mexico. Als Anbieter der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette innoviert BayoTech die Art und Weise, wie Wasserstoff produziert, geliefert und verbraucht wird. Die Erzeugung reicht von der Dampf-Methan-Reformierung von Erdgas, Deponiegasen und landwirtschaftlichem Biogas bis hin zu erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne.

Ab Ende 2022 wird BayoTech eine Partnerschaft mit Savock Farms in Schottland eingehen, um einen Teil des Biomethans, das bei anaeroben Vergärungsprozessen vor Ort erzeugt wird, in das Versorgungsnetz einzuspeisen und für die Wasserstoffproduktion zu verwenden. Mit Hilfe der Emerson-Technologie kann das BayoTech-Projekt 1.000 Kilogramm oder mehr erneuerbaren Wasserstoff pro Tag produzieren, um emissionsfreie Fahrzeuge in der Region zu betreiben. Dieses replizierbare, skalierbare Projekt verschafft lokalen Verbrauchern Zugang zu kohlenstoffnegativem Wasserstoff. Das Projekt steht auch in direktem Zusammenhang mit den Plänen Schottlands, bis 2030 mindestens 5 Gigawatt an erneuerbaren und kohlenstoffarmen Wasserstofferzeugungskapazitäten zu installieren.

Kreative Lösungen zur Integration sauberer Energielösungen sind ein Gewinn für Unternehmen, politische Entscheidungsträger und Verbraucher. Da die Welt bis zum Jahr 2050 ein Netto-Nullwachstum anstrebt, kann Wasserstoff eine entscheidende Rolle bei der Deckung des globalen Bedarfs an sauberer Energie spielen. Der Schlüssel dazu ist die Beseitigung von Hindernissen zu dessen Einführung, so dass wir „aus der Praxis lernen“ und Vertrauen in Wasserstoff als nachhaltige Energiequelle für die Zukunft gewinnen können.

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